Montag, 29. November 2010

Wochenende in Xalapa

Samstag Morgen, nach wenigen Stunden Schlaf dann also nach Xalapa, in die Hauptstadt des Bundesstaates Veracruz.

Die Danny hatte mich zu sich nach Hause eingeladen. Das machen Mexikaner ja gerne, auch gleich nach dem Kennenlernen, aber dieses Mal hat es tatsächlich geklappt.
Sie wohnt dort mit ihrer Mutter und ihrem Bruder. Obwohl ihr Vater nicht im Haus wohnt
und sie zwei Betten im Zimmer hat, habe ich in ihren vier Wänden und sie bei ihrer Mutter geschlafen.

Das Wohnzimmer schon sehr sehr weihnachtlich geschmückt. Rechts steht auch schon der fertige Tannenbaum. Die Mexikaner sind da keinen Deut besser als wir Deutschen:
Ab September geht es in den Supermärkten schon los und seit Mitte November nimmt auch die Deko rapide zu...

Leider war das Wetter am Sasmtag mieserabel. Nach einer kleinen siesta sind wir dann am Abend erstmal nach Coatepec gefahren, einem "pueblo mágico" unweit von Xalapa.
Ja, es gibt tatsächlich eine Liste der "magischen Dörfer" in Mexiko.
Das "Dorf" Coatepec ("Hügel der Schlangen") hat übrigens 5o.ooo Einwohner... 


Wie gesagt, das Wetter ar mieserabel: diesig, neblig, regnerisch, aber nicht kalt. War zwar schade, aber generell kein Weltuntergang, da ich seit Wochen keinen Regen mehr gesehen hatte. Wir haben dann extrem leckere Churros gegessen und uns die sehr sehr schöne Kirche am zócalo angeschaut. Sehr hell, nicht ganz so viel Gold, genau das richtige Maß
an Prunk für meinen Geschmack. Und ein Bildnis von Gott:


Hunger, Durst, Bar. Ein sehr angenehmes Pub, das schon am Eingang symphatisch wirkt:


Auch die Aussicht bei Speis und Trank war sehr schön:


Mittlerweile hatte es aufghört zu regnen und wir konnten uns einigermaßen trockenen Fußes die Coca-Cola-Weihnachtsparade anschauen. Aufgemerkt: Auch in Mexiko ist es grad noch Ende November...

War aber im Endeffekt ganz schön und fresh, dieser Umzug. Hatte auf alle Fälle mal wieder nen Ohrwurm von der eindringlichen Melodie der Wägen. Auf geht's zur nächsten Bar.

"Prohibido tirar basura" - es ist also verboten Müll (auf die Straße) zu schmeißen.
Naja, netter Versuch. Man beachte auch noch das Plakat darunter, das für eine saubere Stadt wirbt *g* Insgesamt ist es aber überwiegend recht sauber in Mexiko.

In der Bar haben wir dann noch Freundinnen von der Danny getroffen:
"Es geht mit gut!" [Westernhagen, Marius-Müller, 1994]

Es lief ein Boxkampf auf dem Flachbildschirm. Warum wird Boxen bei uns eigentlich nicht von Bier gesponsert und zwischen jeder Runde mit solch einem kleinem Spot beworben?!

Am Sonntag war das Wetter dann Gott sei Dank wieder schön. Also ab auf die Straßen von Xalapa:


... und natürlich zum zócalo, der auch in Xalapa wunderschön und sehr grün ist!

... dann zur Aussichtsterrasse mit Blick über die Stadt beim zócalo:

Wie gesagt: Es weihnachtet schon sehr. Auch wenn die Stimmung bei strahlendem Sonnenschein doch eine ganz andere ist als in Deutschland. Wirkt irgendwie nicht so recht...

... schon gar nicht, wenn Kakteen in der Krippenlandschaft stehen:

Die letzte touristische Aktivität am Sonntag Mittag war eine Runde an dem kleinen See im Zentrum:

... und dort ist es dann passiert. Das Unvorstellbare, was unsere Weiterreise zum Strand oder nach Veracruz vereitelt hat: Mir ist etwas ins Auge geflogen!
Klingt jetzt sehr herkömmlich... ist es normalerweise auch. Aber das war tückisch!

a) Hinsetzen. Vorsichtig versuchen, das Ding zur Seite des Auges zu reiben/schieben. Immernoch hatte ich etwas im Auge. b) In ein Café ins Bad. Mit Wasser ausspühlen, mit Tüchern trocknen. Immernoch. c) Zur Apotheke Augentropfen holen, nach Hause und das Auge mit so einer Art kleinem Eierbecher, den Mann mit Wasser und Tropfen füllt, sich ans Auge hält und es dann im Wasser öffnen und schließt. Immernoch. d) Die Tropfen direkt ins Auge. Immernoch. e) Hinlegen: Augen schließen, sich entspannen lassen, hoffen, dass das Auge sich selbst hilft und das Teil rausdrängt. Immernoch. f) Zum Arzt. Es tat ein bisschen weh und ich konnte das Auge einfach nicht öffnen, ein stechender Schmerz. Kein geeigneter Arzt da am Sonntag Nachmittag. g) Ins Krankenhaus. Klingt natürlich schlimm, aber da gibt es halt sicher nen Arzt. Er hat etwas unter dem Augenlied gefunden. "Aufgekrempelt" und es vorsichtig mit nem Tuch rausgefischt. Es mir präsentiert: Ein minimaler schwarzer Punkt auf dem Tuch o_O

Die Behandlung hat vielleicht vier Minuten gedauert, 1.200 Pesos, also rund 70 Euro gekostet ("Notaufnahme" am Sonntag halt) aber ich konnte wieder sehen. Nachdem ich
mir auf der Party am Freitag selbiges Auge fast an einem Ast eines Baumes in unserem Wohnzimmer ausgestochen hatte, als ich bei dem Stichwort "Sol 2" (furchtbares Bier)
das Kotzen in den Blumenkübel simulieren wollte, der nächste Härtetest.

Anschließend nur noch schnell sehr geile Riesen-Tacos essen und ab zum Bus.
Mal wieder ein langer Eintrag... ich hoffe es bereut keiner die investierte Zeit?! ;-)

Annes Geburtstag

... wie alle paar Wochen hat einer meiner unzähligen Mitbewohner - in diesem Falle eine zählbare Mitbewohnerin - Geburtstag. Und feiert diesen natürlich einfach bei uns zuhause. Hier einfach nur ein paar Impressionen, mit was für Gestalten ich mir hier so die Zeit vertreibe:

Armando García (links), Freund des Hauses & Aarón Reyes Hernández (rechts), bekannt und beliebt durch seine Tacos um die Ecke :)

Alain Bertheau, bekannt und beliebt durch seinen Sprung in der Schüssel.
Lieblingswort: Arschkeks!

Adrián Olvera Hernández (rechts) bekannt und beliebt durch sein Deutsch und feine fiestas.

Javier Bedolla, gerade erst kennen gelernt und schon beliebt durch: "Weeeerder Breeeemen, lebenslang grün weiß! Wir gehören zusammen, ihr seid cool und wir sind heiß!"
Er hat drei Jahre an der Jacobs University in Bremen seinen Master gemacht und war ganz begeistert einen "echten Bremer" zu treffen. :)

Nach der Party und ein paar Stunden Schlaf ging es dann Samstag Morgen nach Xalapa in den Bundesstaat Veracruz.

Donnerstag, 25. November 2010

Was'n Schnack hier!

Lange nichts mehr zum Thema "Sprache" verlauten lassen, nicht wahr?
Will gar nicht groß über mein Spanisch sprechen. Das läuft, verbessert sich langsam aber sicher. Natürlich spreche ich nach wie vor nicht fließend, verstehe ab und an etwas nicht, aber generell passt das ganz gut!

Da gehe ich lieber mal ins Details. Es gibt hier so zwei Ausdrücke im Alltag, die total normal sind, die in einem deutschen Ohr aber seltsam klingen:

a) "aqui tiene(s)" - sagt man zum Beispiel im Bus, wenn man dem Fahrer die fünf Pesos
in die Flosse drückt. "tiene", wenn man den Fahrer siezt, "tienes", wenn man ihn dutzt. Wörtlich heißt es: "Hier haben Sie" oder eben "Hier hast du."
Klingt aber wie: "Da haste (deinen Scheiß)" - oder? :-D

b) "sale" - sagt man am Ende von etwas und/oder zum Abschied. Das ist die dritte Form Singular von "salir", was wörtlich vor allem "ausgehen" heißt. Gemeint ist damit sowas wie "geh(t)", aber für mich klingt das irgendwie immer wie: "Hau(t) ab" :-D

Okay, nun ein paar Highlights von Mexikaner, die mehr oder weniger Deutsch sprechen.
Nur drei habe ich kennengelernt, die wirklich sehr gut Deutsch sprechen, aber ein paar
mehr sprechen ein bisschen Deutsch. Und jeder hat so seine Lieblingswörter,-/sätze:

Hector begrüßt mich gerne mit "Was geht ab, Digga?" oder "Was ist los, Digga?!

Natalia fragt gerne: "Kann ich bitte eine Banane haben?" - aber mit Frankfurter Akzent! Herrlich! und sagt auch gerne: "gueeenaooo" (genau) - auch herzallerliebst!

Adrián, der schon in Deutschland studiert hat, sagt fast genauso oft "Alter", wie in Spanisch eben "wey". Zudem seine Favoriten: "Mensch!" oder auch "schwul", wenn etwas nicht läuf!


Nun habe ich zuletzt viel geschrieben, was sich schlecht bebildern lässt...
Daher hier mal zwei Produkte aus dem alltäglichen Leben:

Ihr ahnt es: Der deutsche Meister Propper ist der mexikanische Sultán!
Ein Aufeinandertreffen wäre in jedem Fall ein sauberer Zweikampf!

Es gibt nicht nur das bereits präsentierte Familienbier, sondern auch das "Gute-Nacht-Bier". So stark ist das allerdings gar nicht.... o_O

PS: Dank des Hinweises des geheimnisvollen "destillos" darf ich hinzufügen, dass "Noche Buena" eigentlich den heiligen Abend - und nicht "Gute Nacht" meint :)

Dienstag, 23. November 2010

Zur mexikanischen Optik

Heute einfach mal ein paar Beobachtungen über das Antlitz der Mexikaner und vor allem der Mexikanerinnen.

Generell denke ich, dass ihr alle einen stereotypen Mexikaner vor Augen habt. Und keine Frage: Den klassischen Mexikaner gibt es natürlich wirklich. Braun gebrannt, im Alter von der Sonne gegerbtes Gesicht, fast schwarze Augen. Aber: Das ist mehr das Bild von den Indígenas in Oaxaca und vor allem in Chiapas im Süden des Landes.

Hier in Puebla blickt man in verschiedene Gesichter, hier gibt es mehr Vielfalt. Nicht alle Mexikaner sind braun und eher ländlich gekleidet. Das liegt zum auch am Klima. Puebla liegt auf rund 2.200 Metern. Zum anderen auch am Geld. Puebla ist einer der reichsten Städte des Landes. Klar gibt es Armut auch hier, aber auch viele reiche Mexikaner.
Auf den Straßen sieht man alles von der ältesten Rostlaube bis zum dicksten Hummer.

Puebla ist so ungefähr wie das Bayern Deutschlands. So wie Bayern gerne sagen sie kämen aus Bayern, das sei in der Nähe von Deutschland... so könnte man in Puebla auf die Frage, wie denn so die Mexikaner seien, die Antwort bekommen: Keine Ahnung, bin aus Puebla!

Aber ich komme vom Thema ab, wollte doch ein paar optische Details zum Besten geben:

Haar:
Mexikaner lieben ihre Haare! Zurecht! Männer mit Gel wurden hier im Blog ja schon zu genüge thematisiert. Aber vor allem die Frauen lieben ihr Haar, spielen auch gerne damit herum. Und deshalb haben auch fast alle Frauen lange Haare, egal ob jung, ob alt.
Während in Deutschland viele - und gemäß meines subjektiven Eindrucks - immer mehr Frauen Kurzhaarfrisuren tragen und es mit dem Alter noch zunimmt, finden sich an der Ibero vielleicht fünf Mädels mit kurzen Haaren...

Zahnspangen:
In Deutschland finden sich Zahnspangen - ebenfalls gemäß meiner subjektiven Einschätzung - ab der Oberstufe kaum noch. Hier blinken sie auch das ein ums andere Mal in der Uni noch fröhlich vor sich hin. Kann ja durchaus auch ein Schmuckstück sein, wie ich finde.

Fingernägel:
Es fällt auf, dass viele Mädels ihre Nägel lakieren - was ja nun nichts besonderes ist.
Aber auch wenn der Lack schon längst überfällig wäre, zumindest nach deutschem Maßstab, tragen sie ihn hier noch ein paar Tage.

Sonntag, 21. November 2010

Da ist Bewegung im Haus

Zur Erinnerung: Ich wohne mit Becky, ihren beiden Söhnen (23 & 24), noch einem Mexikaner, einem US-Ami und vier Deutschen zusammen.

Anne hat mir mal erzählt, dass ihr nach Partys in unserem Haus Geld gefehlt hat. Größenordnung insgesamt 1.500 Pesos, fast 90 Euro. Ihr Zimmer war nicht abgeschlossen, weil sie es einmal einfach nicht gemacht hat und einmal, weil sie irgendwie grad keinen Schlüssel hatte. Dann habe ich erfahren, dass auch Arturo mal Geld gefehlt hat und dem Martin auch öfters kleinere Beträge. Und jetzt kommt's:

Der Martin hat einmal vor dem Duschengehen seine Digitalkamera mit Blick auf sein Portemonnaie aufgestellt, auf Aufnahme gedrückt und ist ins Bad gegangen. Genau 48 Sekunden später kommt einer der beiden Söhne herein und nimmt sich Zaster aus Martins Geldbörse!!

Krass, oder? Martin hat ihn dann am Abend darauf angesprochen und er hat es direkt zugegeben. Das Video musste Martin ihm nicht einmal zeigen. Er habe den Martin dann, fast unter Tränen, noch gebeten es nicht Becky sagen, aber Pustekuchen. Am nächsten Tag war der Sohn schon nicht mehr da - direkt rausgeschmissen aus dem Haus!

Das Geld (rund 60 Euronen insgesamt) hat der Martin von der Becky wiederbekommen...

Von mir hat er sich kein Geld genommen, zumindest nicht, dass ich wüsste. Und ich habe ja normalerweile einen guten Überblick über meine Finanzen. Ich schließe mein Zimmer zwar bei Partys, am Wochenende bevor ich abends weggehe (prinzipiell Partygefahr) und wenn ich mal länger nicht im Haus bin, ab. Aber nicht, wenn ich zur Uni gehe, geschweige denn wenn ich duschen gehe...
Entweder er mag/mochte mich... oder er hat/hatte Angst vor mir...
Jedenfalls echt ne krasse Geschichte!


Da mal ja aber nicht mit Groll aus einer Sache herausgehen soll, hier eine schönere kleine Anekdote zum Thema Geld:
War heute mit ein paar Leuten am zócalo von Cholula essen. Da hat sich dann ein Vater
mit seinem Sohn (schätzungsweise rund 12 Jahre alt) in der Nähe positioniert, um Musik
zu machen. Der Vater mit einem alten Saxophon, der Sohn mit einem alten Schlagzeug. Man hat ihnen angesehen, dass sie nicht gerade in Geld schwammen und zumindest der Sohn war wohl auch geistig leicht umnachtet.

Sie haben also "Musik" gemacht. Es hatte zwar schon irgendwie Rhythmus, aber eigentlich war es vor allem laut und beim Essen nicht ganz angebracht. Dennoch habe ich dem Sohn dann anschließend 20 Pesos in die Hand gedrückt, was umgerechnet nicht einmal 1 Euro 20 sind... dafür war sein Lächeln danach unbezahlbar!
Er hat sich wirklich ungemein darüber gefreut und mir noch auf die Schulter geklopft - eigentlich rührend!

Samstag, 20. November 2010

Bambukos & Aguila Negra

So, jetzt mal wieder von zuhause aus nen Eintrag. Das Internet ist wieder einigermaßen stabil. Komisch, eigentlich funktioniert fast immer irgendwas im Haus nicht richtig:
Das Internet hat so seine Phasen, in denen es nicht so recht will, hatten mal paar Tage Schwierigkeiten mit der Wasserlieferung, mein Licht an der Zimmerdecke ging paar Tage lang irgendwie nicht.... aber das alles nur temporär, merkwürdig!

Am Mittwoch hatte der Arturo aus meinem Haus Geburtstag, 24 ist er geworden. Gefeiert haben wir im Bambukos (Barmeile, ca zehn Minuten zu Fuß von zuhause), in dem Luis, ein anderer Mitbewohner - ohne Flachs - mindestens drei Mal die Woche hingeht und sich die Kante gibt. Ich war das erste Mal mit, was schon einer Schande gleichkommt, wenn man mit dem Luis zusammenwohnt:

Hier die illustre Runde, von links nach rechts: Arturo (Geburtstagskind), Anne (Mitbewohnerin), Armando (Freund des Hauses), Andrea (Juliáns Freundin), Julián (Mitbewohner, Freund von Andrea), Cynthia (Nachbarin, Freundin vom Martin), Martin (Mitbewohner, Freund von Cynthia), So'n Typ, Estefanía (Nachbarin von Gegenüber) und
Luis (Mitbewohner, Mr. Bambukos). 

Da sieht man mal wieder, dass die Mexikaner echt Familienmenschen sind:
Das Familienbier - für Vater, Mutter und Kind :-D


Am Freitag gab es mal keine Tacos, habe die Danny anlässlich ihres 21. Geburtstages ins "Aguila Negra" eingeladen, dem deutschen Restaurant in Puebla:

Die Polizeipräsenz ist nicht typisch... aber es kommt schonmal vor, dass einfach mal so ein Polizei-Pick-Up mit vier bis sechs mit Maschinengewehren bewaffneten Polizisten durch die Straße fährt!

Die Speisekarte war auf Deutsch und auf Spanisch. Die Bestellung auf Deutsch haben die lieben Mexikanerinnen allerdings nicht verstanden, nur der Chefkoch ist Deutscher.

Die Danny mit Paulaner, das stolze sechs Euro pro Glas gekostet hat. Insgesamt habe ich rund 30 Euro für zwei Hauptgerichte und zwei Bier bezahlt: Deutsche Preise.
Die rote Grütze ging leider nicht mehr rein als Nachtisch...


Das Highlight des Besuchs: das milaneza de casador - also das Jägerschnitzel!
Es hat wirklich so geschmeckt, wie meine Oma sie immer macht!! Echt jetzt!
Genau so, kein Unterschied - Wahnsinn :)

Donnerstag, 18. November 2010

Lucha Libre

Am Montagabend war es dann endlich soweit: Lucha Libre in der Arena zu Puebla!
Lange habe ich darauf hingefiebert, endlich Wrestling live. Es war ein grosses Vergnügen! Ein paar Bier, rumpöbeln und dabei Schaukämpfe anschauen - was will Mann mehr? Frauen? Gab es auch:

 Die waren auch nicht gerade zimperlich miteinander. Haben sich gut geklatscht!

Auch richtige Männer haben gekämpft. Nicht nur fette Tacoverkäufer, die normalerweise in der Tequería stehen die ganze Zeit :-D

Auch richtig geile Stunts haben sie geboten. Man hat dabei oft deutlich die Absprachen im Ring mitbekommen, wie sie sich vor einer Aktion was zugeflüstert haben :-D

Natürlich ein Highlight für das Publikum, als die Azteken aufgelaufen sind!

Mein Highlight: "Soy la sombra que dios eligio para el" - zu Deutsch: "Ich bin der Schatten, den Gott für sich gewählt hat". Zwar ein wenig blasphemisch, aber ein sehr geiler Spruch!

Die Stimmung insgesamt war auch voll gut. Okay, auf unseren Plätzen in Ringnähe ging so, aber auf den billigeren Plätzen weiter hinten gingen die Proleten gut ab mit Gesängen (gerne auch einfach Beleidigungen), Trommeln und dem Anmachen von allen Frauen, die an ihnen vorbei auf die Toilette gingen :-D

Anschliessend dann nach den Kämpfen noch an der Strasse was essen...


... und zuhause dann noch mit den neuen Masken posen:


Bin voll heiss auf das Ding! 250 (rund 15 Euro) wollte die Frau dafür haben, 180 (rund 11 Euro) hat sie bekommen. Es hätte auch billigere gegeben (siehe Toni links im Bild) aber meine ist dafür die schönste von Rey Misterio (König Misterös), mit Stretch und sehr angenehm zu tragen, was ich sicher auch tun werde ;-)


PS: Habe nun auch endlich ein paar Bilder von Culcha Candela, dem Día de la Inter-
culturalidad, sowie dem Besuch Lisas in Cholula und Puebla zusammenbekommen.
Ab jetzt zu bestaunen beim jeweiligen Beitrag!

Wochenende im DF

Liebes Tagebuch,
die letzten Tage habe ich dich schändlich vernachlässigt...
Es tut mir leid, soll nicht wieder vorkommen!
Nach dem Wochenende im DF hatte ich am Montag schreiben wollen, aber nach drei Stunden Sport nach der Uni hat es sich nicht mehr gelohnt nach Hause zu fahren, bevor
wir zu den Luchas gefahren sind - und vorgestern, sowie gestern, als ich am Abend so
weit war, ging das Internet nicht... Dafür nun ganz ausfühlich, liebes Tagebuch! :)

Wochenende in Mexiko-Stadt
Am Freitag habe ich mich dann aufgemacht, mit Taco in die Hauptstadt zu fahren.
Haben dann aber nur noch mit Lisa (Journalistik, Eichstätt) und Jenny (Lateinamerika-
studien, Eichstätt) asiatisch gegessen, ein Bier getrunken und dann bei der Lisa recht
früh geschlafen.

Samstag waren wir dann erstmal mexikanisch frühstücken.


Anschließend bin ich mit dem Taco mit dem Bus nach Teotihuacán, einer alten Ruinenstätte ca 45 km nordöstlich von Mexiko-Stadt. Ich war zwar 2003 auch schon einmal da, aber es war auch ein zweites Mal sehr sehenswert:

Der gute Taco mit Pulli als Sonnenschutz
Der gute Patricio in klassischer Backstreetboy-CD-Cover-Pose
Es geht bergauf mit uns... wenn auch beschwerlich
Und da sammer dann auch schon: Auf der Sonnenpyramide mit Blick auf die Mondpyramide
Blick von der Sonnenpyramide hinunter auf die Heraufkommenden
Und auf geht es zur Mondpyramide - astrologisch korrekt die kleinere von beiden
Blick von der Mondpyramide auf die Sonnenpyramide und die "Straße der Toten"

Am Abend haben wir dann bei der Jenny gekocht und nen guten Rum aus Cuba namens "Matusalem" getrunken, der leicht nach Schokolade schmeckt o_O
Dann ne Runde Bohnanza und obwohl ich dem lieben Taco noch gesagt habe, dass
wir auf dem Weg zur Lisa lieber kein Bier auf der Straße trinken sollten, weil das
hier verboten ist, hat er sich noch mal nen Hobel klargemacht...
Naja, beim ersten Polizeiauto konnte ich ihn noch rechtzeitig warnen und er hat es in die Tasche gesteckt. Kurz darauf kamen aber welche auf dem Fahrrad (ohne Licht!!), die wir freilich nicht rechtzeitig gesehen haben... "buenas noches!"

Aber man weiss ja, wie das hier läuft: Am Ende geht es nur darum, mit wie viel Geld man die Polizei "besticht". Ich hatte ja kein Bier auf der Straße getrunken, von daher war ich aus dem Schneider. Nur gesagt, dass wir ausser Bier und Rum nichts getrunken bzw. auch keine Drogen genommen haben, warum wir hier sind und dass in meinem Rucksack lediglich Klamotten fürs Wochenende drin sind. Taco hat dann gefeilscht.
Von 800 offiziellen Pesos war die Rede (rund 48 Euro) und von einem Medizincheck - wohl im Sinne von Drogentest oder so. Aber der eine hat gleich mal Tacos Portemonnaie gecheckt und der andere hat dann mit seinem Studentenausweis in der Hand sein Walky Talky angeschmissen. Gehabe! Was will er mit einem Studentenausweis anfangen?
Hat wahrscheinlich seine Freundin angerufen und sie für den kommenden Tag schick ins Restaurant eingeladen, weil sie nen Ausländer an der Angel hatten :-D
Jedenfalls wollten die Polizisten die anderen beiden verschlossenen Bier in Tacos Tasche nicht haben und so blieb es bei den einzigen 200 Pesos (rund 12 Euro) die er halt im Portemonnaie hatte. In die Hand nehmen wollten sie das Geld aber nicht. Taco hat es
dann in nen Blumenkübel an der Straße gelegt und wir sind gegangen...

Am Sonntag sind wir dann mal ein bisschen durch die Stradt gelaufen:

Auf diesem Bild geht es um die Fahrräder, die man sich an vielen Stellen der Stadt abklemmen, fahren und am Zielort wieder anklemmen kann, wenn so ein Abo hat.
Hätte ich bei Mexiko-Stadt nicht gedacht o_O

Auch das hätte ich nicht gedacht: Zumindest in diesem schicken Stadtteil sammeln viele Hundebesitzer tatsächlich die Machenschaften ihrer Vierbeiner ein - blöd nur, wenn die Mülleimer nicht geleert werden, oder, wie in diesem Fall, gar nicht vorhanden sind :-D

Ansonsten haben wir unterwegs die mexikanische Version von Uwe Seeler getroffen, Taco wäre fast auf einer fetten Ratte (Hund) ausgerutscht und wir haben festgestellt, dass wir beiden die besten Indianer sind, die wir kennen, weil wir uns immer schön an einem großen Bankturm orientiert haben - wie die Indianer früher :-D

In einer Pandería (Eine Art Bäckerei) haben wir für 40 Pesos (rund 2 Euro 20) eingekauft, was in Deutschland mit Sicherheit mindestens das Vierfache gekostet hätte.
Apropos verkaufen: In der Metro wird auch alles verkauft: Nüsse, Toblerone, Süssigkeiten, kleine Spielzeug-Hubschrauber, Seifenblasenwasser, CDs und auch DVDs:


Begleitet werden sie Angebote immer von "te vale 10 Pesos, 10 Pesos te vale".
Wörtlich: "dir ist es 10 Pesos wert, 10 pesos ist es dir wert" :-D

Am Nachmittag haben wir dann einfach mal in einem Park entspannt, in dem die Mexikaner gerne Urlaub machen, wenn sie sich keinen größeren Urlaub leisten können:


So saßen wir dann also eine ganze Weile unter nem Baum und haben einfach nur die Mexikaner beobachtet:


Eine beliebte Art, um seinen Nachwuchs bei sich zu halten: Einfach an die Leine nehmen!

Okay, dann aber ab ins Estadio Azteca. Mit 105.000 Plätzen das größte Stadion, in dem ich bislang war. Zum Spiel América aus DF gegen die Pumas aus DF.
Ein Spitzenspiel und zudem Stadtderby!


Und fast hätte das nicht geklappt, denn vor dem Stadion gab es keinen offiziellen Ticketverkauf! Also Schwarzmarkt. Wir haben folgendes gemacht, um sicherzustellen, dass wir keine gefälschten Tickets kaufen: Ich bin mit einer Karte vorgegangen und als ich durch die Kontrolle war, hat Taco bezahlt (250 pro Karte, rund 15 Euro, obwohl die beiden Frauen erst das Doppelte wollten) und ist nachgekommen. Dummerweise haben wir dann nicht darauf geachtet, dass wir auch zusammensitzen, was dann natürlich nicht der Fall war... :-D Das Spiel war auch echt lahm, total langweilig... Das einzige Tor des Tages, das fruehe 0:1 für die Pumas haben wir dann auch noch verpasst...

Außer, dass das Stadion echt groß ist, ist es nichts besonderes. Mit 58.ooo Zuschauern war es zudem nur halb gefüllt... Stimmung mäßig.
Als aber in der Halbzeit der Aguila Negra, das Wappentier Mexikos, in der Arena gelandet ist, gab es großen Jubel!
Und auch, als der Colamobil T-Shirts in die Menge geschossen hat. Welch Aufruhr!

Nach dem Spiel dann fix die Sachen aus Lisas Wohnung holen und ab zurück nach Puebla, wo wir um Mitternacht angekommen sind.

Ein wirklich gelungenes Wochenende in der Hauptstadt! :-)


PS: Es haben mich mittlerweile auch wieder zwei Noten erreicht: 8,5 in der Spanisch-Klausur und glatte 10 Punkte auf meine vorletzte Medienhausaufgabe :-)