Sonntag, 5. September 2010

Dónde estááán? - Das Abenteuer "La Malinche"

Malinche, la:  inaktiver Vulkan mit einer Höhe von 4.461 Meter im Parque Nacional Malintzin; ca 45 km von Puebla entfernt. Zudem Ziel unseres Ausfluges.

Busfahrer, der:  In der mexikanischen Version unwissend, wo der Ort ist, wo er seine Reisegruppe hinbringen soll, fragt gerne Polizisten nach dem Weg, die ihn aber auch nicht wissen...

Wandergruppe, die:  In der mexikanischen Version unwissend, wie man vom Gipfel auch wieder herunterkommt.

... und hier beginnt auch schon die Erfahrung, um die man mich nicht zu beneiden braucht. Aber von vorne:

Um 7 Uhr morgens ging es los mit einem extra gemieteten Minibus quasi vor der Haustür. Unsere Nachbarin Cynthia hat das organisiert. Mit an Bord: Insgesamt, glaube ich, vierzehn Personen - und ein kleiner Hund namens "sexy" :-D
Mit leichter Verspätung (siehe "Busfahrer") konnten wir dann unseren Aufstieg ab der Station auf 3.000 Metern beginnen.

Nachbarin Cynthia und meine Wenigkeit - natürlich nur gespielt außer Atem!

Manche waren allerdings so langsam, und andere so schnell, dass sich die Gruppe dann recht schnell gesplittet hat. Ich habe mich dann irgendwann einer Gruppe Mexikaner angeschlossen, als ich nicht mehr wusste, wo es weitergeht. "Weißt du, wo es langgeht?" "Ja, ich war schonmal hier".

 
Bis zum Gipfel ging es auch gut...

Die Gruppe in ihrer Gipfel-Besatzung. Am Ende waren es nur noch die beiden ganz oben.

Es ist wohl Brauch hier, sich am Gipfel zu verewigen - wenn man eine Spühdose hat.

Tja, und ein schönes Kreuz - wie in Bayern - gibt es natürlich auch nicht.

... doch wo war noch gleich der Rück"weg"??

Um es jetzt mal etwas kurz zu machen: Wir haben uns verlaufen - und zwar ganz schön!
Die Gruppe hat ihre Besatzung auch zwischendrin noch gewechselt (verloren, gefunden) und ich wusste recht schnell - so ab 15 Uhr - dass wir ein großes Problem hatten.
Wir (in der heißen Phase 4 Mexikaner und ich) sind dann also den Vulkan runtergelaufen - teilweise auf allen Vieren, an Grasbüscheln festhaltend. Die Chance, dass wir unsere Ausgangsstation noch finden würden, war entsprechend gering.

Ich hatte Angst. Ganz ehrlich, ich hatte echt ein bisschen Schiss...

Irgendwann würde es dunkel werden und wir hatten keinen Schimmer, wo wir waren. Die Mexikaner zwar noch frohen Mutes, ich nicht. Meine Beine haben vom steilen Abstieg schon gezittert, ich hatte nicht allzuviel gegessen, nicht allzuviel getrunken. Irgendwann, als ich mal Netz hatte und meine eigene Gruppe angerufen habe, habe ich dann auch noch meine Mexikaner aus den Augen verloren. Ich ging dann also einen ausgetrockneten Fluss entlang, alleine, orientierungslos, die Nacht erwartend. Zwar haben die Mexikaner immer mal wieder was gerufen, aber außer "Folge dem Fluss" hatte ich - schon akustisch - nichts verstanden und ich wusste ja auch nicht, ob das der goldene Weg sein würde, der mich rechtzeitig zumindest in ein Dorf führen würde. Netz hatte ich übrigens seit dem einen Telefonat nicht mehr...
Zwischenzeitlich hatte ich schon meine Situation in der Nacht im Kopf gehabt: Ich hatte noch nen halben Liter Wasser, zwei eklige Quesadillas vom Vortag. Meine Klamotten waren großteils nass (In Gipfelnähe waren es um die 0 Grad und ca 110 % Luftfeuchtigkeit, zudem der Schweiß vom Aufstieg) Socken und ein Shirt hatte ich zum Wechseln dabei...
Ich habe gebetet. Gebetet, dass ich vor Sonnenuntergang zumindest noch in irgendeinem Dorf ankommen würde.

Irgendwann standen meine Mexikaner wieder da im Flussbett. Sie hatten nen Mann getroffen, der angeblich wusste, wo es langgeht. Er hat uns dann ein Stück begleitet und irgendwann gesagt, wir müssten jetzt nur noch immer geradeaus gehen. Nicht mehr aufsteigen, nicht mehr runtergehen, nur geradeaus. Weniger als eine Stunde noch. Da habe ich erfahren, dass zwei der Jungs heute auch noch nach Puebla fahren und mich mitnehmen könnten. Ein Lichtblick.

Irgendwann, es dämmerte langsam, haben wir eine Straße erreicht, direkt ein Auto gesehen. Welch Zufall, welch Glück! Sie haben uns dann - mit 7 Mann in diesem kleinen alten klapprigen Auto und einem auf der Motorhaube - zu unserer Station gebracht. Allerdings nicht geradeaus, sondern ein gutes Stück bergab. Wir hätten also mit der Beschreibung des Mannes den Vulkan umrundet, unsere Station aber nie erreicht. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die Leute im Auto bereits von der Polizei/Bergwacht oder was auch immer losgeschickt wurden, uns zu suchen...

An der Station, es muss schon 19:30 gewesen sein, haben sowohl die mexikanische, als auch meine Gruppe gewartet. Abfahrt wäre um 18 Uhr gewesen. Ich habe meinen zweiten Pulli wiederbekommen, den ich einem aus der Reisegruppe geliehen hatte, als der im T-Shirt (!) am Gipfel stand - und einen Taco, von dem ich zweimal abgebissen habe, der aber dann auf der Heimfahrt regungslos auf meinem Schoß lag...

Ich war eine Mischung aus heilfroh und einfach nur fertig mit der Welt - physisch und psychisch.
Duschen, warmer Tee, ab uns Bett.

Nach all den Schrecken - auch wenn der Tag nicht lustig war - hinten raus noch ein Bild zum Schnunzeln =)

1 Kommentar:

  1. der ich liebe dich mann5. September 2010 um 18:05

    Alter, alter, wie hart gehen denn bitte die Mexicaner ab. Sollen mal besser aufpassen auf dich, schließlich bist du nur ne Leihgabe!

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